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Kahla

5. August 1933 , Badweg
Historische Adresse: Wehrsportplatz
Auf dem Wehrsportplatz hinter dem Schützenhaus fand am 5. August, im Rahmen einer Festveranstaltung, die Bücherverbrennung in Kahla statt. Der HJ Reichsredner Studentkowsky hielt vor der Verbrennung eine Brandrede. Vermutlich befand sich der Wehrsportplatz an der Stelle wo sich heute das Freibad befindet.

Die faschistische Bücherverbrennung in Kahla

Der Bücherverbrennung auf dem Berliner Opernplatz am 10. Mai 1933 folgten vor allem in den Universitätsstädten kurz darauf ähnliche Exzesse. In Kahla fand die Ungeheuerlichkeit am 5. August 1933 im Rahmen einer Umwidmung des Friedrich-Ebert-Gedenksteins in ein Norkus-Denkmal statt.
Der 15-jährige Hitlerjunge Herbert Norkus war beim Verteilen faschistischer Flugblätter im Arbeiter-Bezirk Berlin-Moabit von radikalen kommunistischen Antifaschisten so schwer verletzt worden, dass er daran verstarb. Seinen gewaltsamen Tod verwerteten die Nazis auf vielfältige Weise propagandistisch. Hinsichtlich der Errichtung von Erinnerungsstätten konnte Kahla sich „rühmen“ das erste Norkus-Denkmal in Deutschland eingeweiht zu haben.
Am 7. August 1933 brachte das „Kahlaer Tageblatt“ einen ausführlichen Bericht über den Aufmarsch. Die Hauptrede hielt mit NSDAP-Ortsgruppenleiter Franz Degen ein Abkömmling einer angesehenen alteingesessenen Kahlaer Familie, die über Jahrhunderte die Geschicke der Stadt mit beeinflusst hatte. Die gegossene Plakette für das Denkmal hatte die Kahlaer Gießerei von Paul Moser geliefert.
Zum Abschluss des Zeremoniells marschierte man zum Wehrsportplatz. Diese Anlage war erst 1932 als Fußballplatz vom neu gegründeten kommunistischen Sportverein „Vorwärts“ angelegt und nach dessen Verbot für den neuen Zweck umfunktioniert worden. Zur Bücherverbrennung heißt es in dem Artikel des „Kahlaer Tageblatts“ wörtlich: „Hier hatte man die gesammelte Schundliteratur, Hetzschriften und einige Fahnen zu einem großen Haufen zusammengetragen und in Brand gesetzt. Vor dem brennenden Feuerstoß hielt nun der Reichsredner der Hitlerjugend Konrad Studenkowsky, Unterbannführer im Stab der Gebietsführung, eine packende Vernichtungsrede gegen alle Schmutzliteratur und allen Kitsch in Schrift und Bild.“
Welche Bücher in Kahla verbrannt wurden, ist nicht überliefert. Sie stammten aber mit Sicherheit von Autoren aus einer Liste verbotener Schriftsteller, die das „Kahlaer Tageblatt“ am 17. Oktober 1933 veröffentlichte. Sie umfasste einen großen Teil der humanistischen Weltliteratur.
Die genaue Stelle der Bücherverbrennung kann nicht mehr festgestellt werden. Nach den kärglichen Informationen, die wir über den kurzlebigen „Vorwärts“-Sportplatz haben, wird sie sehr wahrscheinlich auf dem Teil der heutigen Bad-Liegewiese gelegen haben, der dem Schützenhaus am nächsten liegt.

Dieser Text wurde uns freundlicherweise von Dr. Peer Kösling aus Kahla zur Verfügung gestellt.







Verbrannte Orte