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Freiburg - Exerzierplatz

unbekannt , Messplatz
Historische Adresse: Exerzierplatz
Am 17. Juni sollte eine große Verbrennung von "undeutscher" Literatur aus verschiedenen Freiburger Bibliotheken auf dem Exerzierplatz stattfinden. Wegen starken Regen wurde diese Verbrennung abgesagt, Doch der Bann Südbaden der HJ betonte am 20. Juni im NSKampfblatt „Der Alemanne“, die große Masse der Bücher sei zwischenzeitlich auf dem Exerzierplatz verbrannt worden.

Kultur im Untergrund

Dieser Text ist im Rahmen eines Schulprojektes entstanden und wurde uns von den 3 Schülerinnen zur Verfügung gestellt
Durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurde die Kultur immer drastischer eingeschränkt. Unter anderem betroffen war der Bereich Literatur von vor allem jüdischen und regimekritischen Schriftstellern.
Als Höhepunkt der Aktion „Nieder den undeutschen Geist“ (eine Verfolgung von Politikern und Schriftstellern) und erster Erfolg der Gleichschaltungs-Politik gelten die Bücherverbrennungen. Schon in der Weimarer Republik wurden bestimmte Autoren verboten, das Wartburgfest von 1917 gilt als Vorbild für Bücherverbrennung an öffentlichen Plätzen. Es fanden allerdings auch Verbrennungen im privaten Raum statt. Betroffene bekannte Autoren waren Erich Kästner, Kurt Tucholski und Heinrich Mann. Diese wurden zu systemkritischen Autoren gezählt.
Im April 1933 wurden die Bücherverbrennungen größtenteils von Studenten organisiert und gefordert. Zusätzlich kursierte die „Schwarze Liste“ von Wolfgang Herrmann, Bibliothekar und überzeugter Nationalsozialist, auf welcher Bücher standen, welche „nicht dem Deutschen Geist entsprechen“. Sie dient als Aufforderung, diese Bücher aus den „deutschen Bücherschränken“ zu entfernen.
Die Newsweek (amerikanische Zeitung) bezeichnete diese Aktionen als „Holocaust of Books“.
Aus Freiburg sind zwei Bücherverbrennungen bekannt, eine fand auf dem alten Exerzierplatz (heutige Karlskaserne, Europaplatz) ohne großes Publikum statt, die andere im Uni-Stadion.
Ebenfalls betroffen war die Freiburger Stadtbibliothek, damals als „Volksbibliothek“ bekannt. Ihr Bestand wurde bei der „Aktion wider den undeutschen Geist“ bereit im April 1933 ausgesondert, es sind allerdings wenig konkrete Informationen bis heute bekannt geblieben. Der spätere Bibliotheksdirektor Harde-Rauch (ab 1934) veröffentlichte später, dass eine städtische Kommission die so genannte „Schmutz- und Schundliteratur“ entfernte. Ebenfalls überliefert ist, dass ein Mitarbeiter den Abtransport der Bücher zu verhindern versuchte und daraufhin von seinen Mitarbeitern denunziert wurde. Wie viele Bücher bei dieser ersten Säuberungswelle aus der Bibliothek entfernt wurden, lässt sich nicht mehr rekonstruieren, klar ist jedoch, dass ihr 35 Zeitungen und Zeitschriften zum Opfer fielen,darunter die „Rote Fahne“, die „Volkswacht“ und „Die christliche Welt“.
Der Buchbestand der ehemaligen Volksbibliothek sank innerhalb eines Jahres (1933) nach zahlreichen Aussonderungsaktionen von run 28.000 auf knapp 15.000 ab. Die Volksbibliothek sollte eine „Heimstätte der deutschen Dichtung werden“, den „Willen des Führers“ vertiefen und dazu beitragen, dass „das nationalsozialistische Ideengebäude klar und unverfälscht bleibt“, so Harden-Rauch. Er war der Meinung, eine „gründliche Auffrischung“ vornehmen zu müssen und forderte entsprechende Gelder.
1937 wurde erstmals eine Jugendabteilung eingerichtet. Vor allem den jungen Leuten wollte man ein strenges, nationalsozialistisches Buchangebot machen.
1940 nannte Harden-Rauch die „Volksbibliothek“ in die „Stadtbücherei“ um, mit der Begründung, die Bibliothek sei keine Einrichtung für das „niedere, der Wohltaten bedürftige Volk“, sondern eine „nationalsozialistische Erbauungsbibliothek für Alle“. Die Reaktionen der Bevölkerung fielen größtenteils verachtend aus. Der Name wurde erst im August 1963 offiziell eingeführt.
Eine Erweiterung der Bücherei gelang dem Bibliotheksleiter nicht. Stattdessen wurden die Gewölbekeller zu Luftschutzkellern ausgebaut. Weitere Baumaßnahmen sollten nach dem Krieg erfolgen.
Spätestens ab 1941 wirkte sich der Krieg auch erheblich auf den Bibliotheksbetrieb aus. Die Bibliothekare waren zum Kriegsdienst eingezogen worden, die weiblichen Kräfte hauptsächlich in kriegswichtigen Dienststellen wie der Rüstungsindustrie oder der Lebensmittelverwaltung.
Der Lesesaal konnte nicht mehr benutzt werden, da Stühle fehlten und nicht mehr zu beschaffen waren. Das umgebaute Kellergewölbe hingegen erwies seinen treuen Dienst auch für die Nachbarschaft.
Beim verheerenden Bombenangriff auf Freiburg am 27.11.1944 stürzte das Büchereisgebäude ein, begrub den Direktor unter sich (er überlebte jedoch) und alle nicht ausgelagerten Bücher und Akten wurden Opfer der Flammen. Auf dem Münsterplatz stand nun nur noch das alte Portal. Anfang März 1945 gelang es zwei Mitarbeiterinnen, am Martinstor eine provisorische Bibliothek aus Beständen unzerstört gebliebener Zweigstellen einzurichten.
Mit dem Einmarsch der Franzosen am 21.3.1945 wurde diese und alle noch verbliebenen Außenstellen geschlossen und die Bestände unter Aufsicht der Militärregierung überprüft und entnazifiziert. Von insgesamt 52.000 Büchern blieben nur 10.000 übrig, die anderen wurden verbrannt und ausgemustert. Harden-Rauch wurde als Bibliotheksdirektor entlassen und der politisch unbelastete Schriftsteller Franz Schneller trat an seinen Posten. Am gleichen Tag, dem 8. August 1945, wurde eine Namensänderung verfügt. Da „Stadtbibliothek“ eine Neuerung des dritten Reichs ist, wurde sie mit sofortiger Wirkung in „Städtische Volksbücherei“ umbenannt.

Im Rahmen eines Schulprojektes für unser Leistungsfach Geschichte haben wir, Gretha Keim, Lynn Reichenbach und Karlotta Schottmüller, Abiturientinnen aus Freiburg, beschlossen, uns intensiv mit der Kultur während der Zeit des Nationalsozialismus in Freiburg zu beschäftigen. Dabei haben wir interessante Informationen zu Bücherverbrennungen und -verboten gefunden. Unser Wunsch ist, dass die Gräueltaten der Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten; gerade in Freiburg ist bisher leider sehr wenig über die Bücherverbrennungen bekannt. Wir hoffen, mit unserem Beitrag einen kleinen Teil zur Erinnerungs- und Gedenkkultur beitragen zu können.

Quellen:
 https://www.stadtbibliothek.freiburg.de/documents/433043/675539/Stadtbib...
Auch in Freiburg wurden von den Nazis Bücher verbrannt - Freiburg - Badische Zeitung (badische-zeitung.de): https://www.badische-zeitung.de/auch-in-freiburg-wurden-von-den-nazis-bu...
Auch in Freiburg wurden von den Nazis Bücher verbrannt | linksunten Archiv (indymedia.org) : https://linksunten.indymedia.org/de/node/92421/
Bücherverbrennung 1933 in Deutschland – Wikipedia : https://de.wikipedia.org/wiki/Bücherverbrennung_1933_in_Deutschland







Verbrannte Orte